Kritik: daytripper -
Wie alt wird man in seinem eigenen Leben? 21, 38, nur 11 oder doch 76? Was erlebt man in seinem Leben und was verpasst man? Fábio Moon und Gabriel Bá liefern mit Daytripper eine Graphic Novel ab, die zum Nachdenken animieren soll. Was sind die wichtigen Momente im Leben und wie schnell kann man sie verpassen? Wofür leben wir eigentlich?Daytripper erzählt die Geschichte von Brás de Olivia Domingos, Spross eines weltberühmten brasilianischen Autors. Er arbeitet bei einem Lokalblatt und verfasst dort Nachrufe. Er versucht zwar selbst den großen Durchbruch, aber noch gelingt ihm dieser nicht. Als er vor einer großen Gala zu Ehren seines Vaters in einer Bar einkehrt, wird er gemeinsam mit dem Barkeeper bei einem Raubüberfall erschossen. Das erste Kapitel endet und man könnte glauben die Geschichte wäre zu Ende. Im nächsten Kapitel springt die Geschichte jedoch in die Zukunft, als ob dieser Raubüberfall nie passiert wäre. Brás wird Vater, während gleichzeitig sein eigener Vater im Spital stirbt. Wenige Seiten später bekommt er selbst einen Herzinfarkt und stirbt abermals. Der Tod begleitet uns durch die restliche Graphic Novel, denn am Ende jedes Kapitels stirbt Brá, während wir mehr über sein Leben erfahren. Wie er seine zukünftige Ehefrau trifft, seine Kindheit bei den Großeltern, der Absturz seines besten Freundes. Immer wieder beginnt das nächste Kapitel als ob der Tod zuvor nie stattgefunden wäre. Jedes Kapitel lässt uns aber immer nachdenklicher zurück und immer wieder stellen wir uns die Frage, was wäre wenn? Die beiden Brasilianer schaffen es mit der Graphic Novel mehr als nur eine angenehme Lesezeit abzuliefern, nein sie lassen uns auch über das Leben und den Tod nachdenken. Sie erzählen uns eine mitreißende Geschichte, die uns mitfühlen lässt, als ob wir mittendrinnen wären. Ein Zitat der beiden Brasilianer am Ende des Buches beschreibt dies perfekt: "Daytripper ist fest in der Realität verankert, aber das Schwierige war nicht, eine Welt zu erschaffen, die real aussah. Nein, das Schwierigste war, eine Welt zu erschaffen, die sich real anfühlte."
Daytripper ist dabei durchaus fordernd, bekommt man gerade zu Beginn des Buches doch einige Personen zu sehen und kann die ganzen Zusammenhänge nicht sofort verstehen. Je weiter man in der Geschichte kommt und umso mehr man aus dem Leben von Brá erfährt, umso weniger will man die Graphic Novel loslassen. Man wird in die Geschichte reingezogen und jede Seite bindet einen mehr an die Geschichte. Erst im letzten Kapitel lässt einen die Graphic Novel aus seinen Fängen wieder los, mit einem sanften Ausstieg der uns überzeugt, dass alles irgendwann sein Ende haben muss, sowohl Daytripper, wie auch das Leben.
Die Zeichnungen sind auf den 260 Seiten wunderschön umgesetzt und man erwischt sich immer wieder beim Staunen. Die Bilder sind sehr farbenfroh und die Perspektiven ändern sich rasch, dabei wird jedoch auch viel Augenmerk auf die jeweilige Situation gelegt. In den traurigeren Momenten wird nämlich passend zur Stimmung auf dunklere und düstere Farben zurückgegriffen.