Titel:
Sid Meier´s Civilization VII
System:
PC
Publisher:
2K Games
Entwickler:
Firaxis Games
Genre:
Strategie
Release:
11.02.2025

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Preview: Sid Meier´s Civilization VII

Andreas Zommer - 14.09.2024
In der Welt der 4X-Strategiespiele gibt es einen Namen, der seit über drei Jahrzehnten das Genre dominiert: Civilization. Seit seinem Debüt in den frühen 90ern hat Sid Meiers meisterhaftes Franchise die Definition von rundenbasierter Strategie geprägt und ist der unumstrittene König des Genres. Jetzt, acht Jahre nach dem letzten Hauptteil, erobert Civilization VII die Bühne und bringt frischen Wind in das etablierte Erfolgsrezept. Auf der Gamescom 2024 hatten wir die Gelegenheit, einen ausführlichen Blick auf das kommende Meisterwerk zu werfen, das für Februar 2025 geplant ist. Was wir gesehen haben, lässt auf ein spannendes und mutiges Kapitel in der Geschichte von Civilization schließen.

Bereits in der Eröffnungspräsentation zeigte Firaxis, dass sie gewillt sind, bekannte Wege zu verlassen. Die Präsentation von Civilization VII begann nicht etwa mit einer Übersicht der Neuerungen, sondern mit einem historischen Exkurs über das alte London und seiner Entwicklung im Laufe der Zeit – eine bewusste Entscheidung, die den Grundton des Spiels setzt: Civilization VII will die Geschichte anders erzählen, indem es aufzeigt, wie sich Zivilisationen auf den Ruinen der Vergangenheit aufbauen.

Diese Philosophie zieht sich durch das gesamte Gameplay. Das Konzept der Eras weicht den Zeitaltern – Antike, Entdeckung und Moderne –, und damit wird ein Kernelement der Serie grundlegend neu gedacht. Jedes Zeitalter bietet einzigartige Inhalte und Mechaniken, die den Spielfluss dynamischer und episodischer gestalten. Spieler müssen nicht mehr eine einzige, sich endlos streckende Partie durchstehen. Stattdessen durchlaufen sie nun klar strukturierte Phasen, die sich wie Kapitel eines epischen Buches anfühlen. Firaxis beschreibt diese Änderung als Antwort auf das Spielerfeedback, das lange Civ-Partien oft als ermüdend empfand. Mit den neuen Zeitaltern will das Studio den Spielfluss verbessern, ohne die Spieltiefe zu opfern.

Eine der auffälligsten Änderungen ist die Entkopplung von Anführern und Zivilisationen. Erstmals in der Geschichte der Serie können Spieler historische Figuren wie Hatshepsut, Konfuzius oder Ben Franklin mit verschiedenen Zivilisationen kombinieren. Du kannst also als Augustus und dem römischen Reich beginnen und später, wenn du in die Moderne vordringst, die Vereinigten Staaten führen – oder das Reich der Mongolen. Diese Freiheit bietet eine völlig neue strategische Ebene, da du mit jeder Entscheidung den Verlauf deiner Zivilisation radikal verändern kannst. Besonders spannend ist die Möglichkeit, bei jedem Übergang in ein neues Zeitalter zu einer anderen Zivilisation zu wechseln. Dadurch werden die Partien abwechslungsreicher und bieten mehr narrative Tiefe, denn die Spieler können den Aufstieg und Fall von Zivilisationen nun viel organischer erleben.

Doch diese Flexibilität hat ihren Preis: Mit jedem Zeitalter kommt auch eine Krise. Firaxis hat das neue Krisen-System eingeführt, das sicherstellt, dass kein Imperium zu mächtig wird, ohne Herausforderungen zu meistern. Beim Übergang in ein neues Zeitalter müssen die Spieler negative Effekte wählen, die auf ihrem Reich lasten. Dies zwingt dich, strategische Entscheidungen zu treffen: Hast du eine starke Wirtschaft, aber ein schwaches Militär? Dann wirst du wahrscheinlich zuerst eine wirtschaftliche Krise überstehen müssen. Mit der Zeit werden jedoch Krisen in allen Bereichen unvermeidlich. Dieses System verhindert, dass sich ein Spieler frühzeitig einen unüberwindbaren Vorsprung verschafft und macht jede Partie unberechenbarer.

Eine weitere tiefgreifende Änderung betrifft die Stadtverwaltung. Handwerker, die in den vergangenen Teilen für die Entwicklung deiner Städte unverzichtbar waren, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen wächst deine Bevölkerung und deine Städte automatisch, was das Mikromanagement reduziert. Anstatt jede Zivilisation in unzählige Einzelaktionen zu zerlegen, kannst du dich nun stärker auf die größeren strategischen Entscheidungen konzentrieren, ohne den Überblick zu verlieren. CIV VII führt auch Kommandeure als neue Einheit ein. Diese speziellen Anführer können mehrere Einheiten auf einem einzigen Feld zusammenfassen und als eine Gruppe über die Karte bewegen, was das Handling großer Armeen erheblich erleichtert. Kommandeure können auch verbessert werden und erhalten Boni für die Einheiten in ihrem Umkreis, was ihre Bedeutung im Spiel weiter erhöht.

Auch die Diplomatie wurde überarbeitet. Einfluss, eine neue Ressource, spielt eine zentrale Rolle in den diplomatischen Beziehungen zwischen den Zivilisationen. Es gibt keine Barbaren mehr – stattdessen begegnet man unabhängigen Mächten, die sich zu Stadtstaaten entwickeln können und weitere Interaktionsmöglichkeiten bieten. Das Diplomatiesystem wurde dabei so gestaltet, dass es organischer und dynamischer wirkt. Statt bloßen Handelstransaktionen, die wie Pflichtaufgaben wirken, soll jede diplomatische Aktion nun ein bewusster Schachzug sein – sei es das Schließen von Allianzen, das Initiieren von Kulturverträgen oder das Verhängen von Sanktionen.

Während unserer Demo konnten wir das neue System in Aktion sehen: Augustus von Rom, unser gewählter Anführer, führte uns durch die Antike. Wir gründeten Städte, verbesserten unser Imperium und führten diplomatische Verhandlungen mit benachbarten Zivilisationen. Ein entscheidender Moment war der Angriff von Ashoka auf unsere Hauptstadt – ein überraschender militärischer Vorstoß, der uns zwang, schnell zu reagieren. Mithilfe unserer Kommandeure und der Unterstützung von Nachbarn konnten wir unsere Stadt erfolgreich verteidigen. Diese Art von unerwarteten Herausforderungen zieht sich wie ein roter Faden durch die Partie, und die neuen Mechaniken sorgen dafür, dass selbst erfahrene Spieler gefordert bleiben.

Fazit: Civilization VII ist mehr als nur eine Fortsetzung – es ist eine mutige Neuausrichtung der Serie, die das bewährte Civilization-Erlebnis auf ein neues Niveau hebt. Mit der Trennung von Anführern und Zivilisationen, den Zeitaltern und Krisen sowie den überarbeiteten Mechaniken zur Stadtverwaltung und Diplomatie bietet das Spiel mehr strategische Tiefe und Abwechslung als je zuvor.

Gleichzeitig bleibt Firaxis den Wurzeln der Serie treu, indem sie die taktische Komplexität beibehalten und um moderne, dynamische Elemente erweitert haben. Ob als langjähriger Fan oder Neueinsteiger – Civilization VII verspricht, ein unvergessliches Spielerlebnis zu bieten, das sowohl Veteranen als auch Neulinge gleichermaßen begeistern wird. Am 11. Februar 2025 wird sich zeigen, ob Firaxis das nächste Meisterwerk der Serie abliefert. Bis dahin können wir nur sagen: Wir können es kaum erwarten, noch eine Runde zu spielen.

Ersteindruck: Sehr gut