Titel:
Deadpool & Wolverine
Original-Titel:
Deadpool & Wolverine
USA/2024
Verleih:


Laufzeit:
127 Minuten

Filmkritik: Deadpool & Wolverine

04.08.2024 - Andy

Deadpool & Wolverine ist ein weiterer Geniestreich aus dem Hause Marvel, der Fans des frechen Antihelden und des grimmigen Mutanten gleichermaßen begeistern wird. Wir haben uns für euch den dritten Teil der Deadpool-Franchise angesehen.

Deadpool & Wolverine ist ein Film, der das Publikum auf eine wilde Fahrt durch das Marvel-Multiversum mitnimmt, und dabei alle Register zieht, um seine Zuschauer zu unterhalten. Regisseur Shawn Levy setzt in dieser neuesten Marvel-Produktion auf den bewährten Mix aus scharfzüngigem Humor, Meta-Kommentaren und gnadenloser Gewalt, der bereits die vorherigen Deadpool-Filme so erfolgreich gemacht hat. Doch dieses Mal gesellt sich Wolverine, gespielt von Hugh Jackman, zu Ryan Reynolds´ Deadpool, was die Dynamik auf ein neues Level hebt und für eine erfrischende Ergänzung sorgt.

Die Handlung dreht sich um Deadpool, der sich nach einer Reihe von Fehltritten als gescheiterter Superheld wiederfindet. In einer ironischen Wendung der Ereignisse hat er seinen roten Anzug an den Nagel gehängt und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Verkäufer für Honda Odyssey – eine absurde und gleichzeitig humorvolle Situation, die den Kontrast zwischen seinem eigentlichen Wesen und dieser neuen Realität betont. Doch Deadpool wäre nicht Deadpool, wenn er nicht einen Weg aus dieser Misere finden würde. Und genau hier setzt die eigentliche Geschichte ein.

Die Einführung des Multiversums als narrative Spielwiese für Marvel ist sowohl Fluch als auch Segen. Einerseits bietet es unendlich viele Möglichkeiten für neue Geschichten, alternative Versionen bekannter Charaktere und das Potenzial für Reboots und Sequels, die das Franchise frisch und spannend halten. Andererseits birgt es die Gefahr, dass die Komplexität der verschiedenen Zeitlinien das Publikum überfordert und die Bedeutung von dramatischen Ereignissen verwässert. Deadpool & Wolverine nimmt sich dieser Thematik auf humorvolle Weise an, indem es sich selbst nicht zu ernst nimmt und die Verwirrung des Multiversums direkt anspricht.

Ein Highlight des Films ist zweifellos das Zusammenspiel zwischen Deadpool und Wolverine. Die Chemie zwischen Ryan Reynolds und Hugh Jackman ist spürbar, und ihre gemeinsamen Szenen sind voller Witz und Energie. Wolverine, der in dieser Geschichte aus einer alternativen Realität stammt, ist eine gebrochene Figur, die von ihrer Vergangenheit gezeichnet ist und versucht, ihre inneren Dämonen in Alkohol zu ertränken – allerdings mit mäßigem Erfolg. Diese düstere Charakterzeichnung steht im starken Kontrast zu Deadpools unermüdlichem Optimismus und seinem Hang, jede noch so ernste Situation mit einem Witz zu entschärfen.

Die Reise der beiden durch verschiedene Realitäten ist nicht nur eine blutige Angelegenheit, sondern auch eine Gelegenheit für den Film, seine Zuschauer mit einer Fülle von Referenzen und Anspielungen zu unterhalten. Jede Realität, die sie betreten, bringt neue Herausforderungen mit sich, und oft genug fließt dabei literweise Blut. Deadpools Regenerationsfähigkeit wird hier bis an ihre Grenzen getestet, während Wolverine seine Adamantiumkrallen einsetzt, um die Feinde in Stücke zu reißen. Besonders bemerkenswert ist die Szene, in der die beiden Protagonisten in einem blutigen Kampf mit Agenten der Time Variance Authority (TVA) verwickelt sind, begleitet von dem Musical-Hit You´re the One That I Want aus Grease. Diese Kombination aus brutalem Kampf und fröhlicher Musik schafft eine surreale Atmosphäre, die typisch für den Deadpool-Humor ist.

Doch trotz all der Gewalt und des Humors bleibt der Film überraschend emotional. Wolverines innere Zerrissenheit und Deadpools verzweifelter Versuch, seine Welt zu retten, verleihen der Geschichte Tiefe. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich im Laufe des Films von anfänglicher Feindseligkeit zu einer Art krudem Respekt, was in einer Bromance mündet, die jedoch alles andere als harmonisch ist. Ihre Partnerschaft ist geprägt von ständigen Reibereien und Missverständnissen, die immer wieder in blutigen Auseinandersetzungen enden. Doch genau diese explosive Mischung macht den Reiz des Films aus.

Der Film wirft auch einen Blick auf die Zukunft des Marvel Cinematic Universe (MCU). Mit seiner expliziten Gewalt und derben Sprache ist Deadpool & Wolverine ein Testballon für Marvels zukünftige Ausrichtung. Die Frage, ob das MCU in der Lage sein wird, härtere, erwachsenere Inhalte zu integrieren, wird hier auf den Prüfstand gestellt. Die Parallelen zu der erfolgreichen Serie "The Boys" sind dabei unverkennbar. Wie "The Boys" zeigt auch Deadpool & Wolverine, dass es einen Markt für solche Inhalte gibt und dass Marvel durchaus in der Lage ist, in diesem Segment erfolgreich zu sein.

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