Titel: Annie Original-Titel: Annie USA/2014 Verleih: Sony Pictures Laufzeit: 119 Minuten |
Filmkritik: Annie
02.02.2015 -
Richtige Musikfilme sind in den letzten Jahren selten geworden, obwohl sie immer ihre ganz eigene Magie mitbringen. Mit Annie kommt nun endlich wieder ein Film, der sich alter Tugenden annimmt und für gelungene Abwechslung im Kino sorgt. Regisseur Will Gluck hat das bereits vor 30 Jahre erstmals verfilmte Musical in die heutige Zeit verfrachtet und obwohl nicht alles perfekt ist, bekommt der Film von uns eine klare Empfehlung.
Mit der Originalgeschichte hat die Neuauflage nur im Rahmen zu tun, denn der ganze Film wurde einer vollkommenen Erneuerung vollzogen um die Geschichte an die heutige Zeit anzupassen. Den Übergang von der Ursprungsversion zur heutigen Annie wird gleich in der ersten Filmszene deutlich. Die alt-bekannte, steppende rot-haarige Annie wird unter Mitleidsapplaus in den Schulurlaub geschickt und die neue Annie darf als letzte vor den Ferien noch ihren Aufsatz vortragen. Sofort sieht man, was einem im Film erwartet, denn die neue Version von Annie ist schwarz, liebevoll sympathisch und hat es faustdick hinter den Ohren. Schon nach den ersten Minuten und ihrem Vortrag vor der Klasse erahnt man in welche Richtung der Film gehen wird. Es erwartet einen ein turbulenter und aufregender Film mit Quvenzhane Wallis in der Hauptrolle. Sie beweist, dass ihre Oscarnominierung 2012 absolut berechtigt war und ist unseren Augen die nächste Whoopi Goldberg.
Die restliche Geschichte dürfte vielen Personen vom Musical und der Erstverfilmung schon bekannt sein: Annie ist ein Pflegekind und lebt mit anderen Kindern bei ihrer tyrannischen und strengen Pflegemutter Miss Hannigan, hervorragend gespielt von Cameron Diaz. Annie selbst träumt jedoch ihre leiblichen Eltern zu finden, die sie mit vier Jahren ausgesetzt haben. Außer einem Brief und einem Amulett ist ihr nichts geblieben und so wartet sie jeden Freitag vor dem ehemaligen Lieblingsrestaurant ihrer Eltern und hofft, dass diese auftauchen. Eines Tages bewahrt der Multimillionär und zur Bürgermeisterwahl antretende Will Stacks das kleine Mädchen davor von einem Lastwagen überfahren zu werden und als er merkt, dass ihm dies Symphatiepunkte für die Wahl bringt, beschließt er Annie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen, um sein Image zu verbessern. Doch Annie erobert nicht nur die Herzen der New Yorker Mitbürger, sondern bringt auch Will Stacks dazu über sein bisheriges Leben nachzudenken.
Auch wenn das Ende vom Film natürlich vorhersehbar ist, ist es schön zu sehen, wie die Interaktion zwischen dem mürrischen Stacks und der quirligen Annie funktioniert, da Quvenzhane Wallis und Jamie Foxx ein wunderbares Filmpaar abgeben. Doch auch der restliche Cast wurde gut gewählt und passt in den Film. In einer besonderen Nebenrolle glänzt auch Annies-Hund, ein absolut liebevoller Shiba Inu.
Stärke und Schwäche zugleich sind die vielen Lieder im Film und das nicht nur durch den Titelsong "Hard Knock Life", wo die Originalversion eher unbekannt sein wird, aber zumindest jeder die Version von Jay Z aus dem Jahre 1998 bereits kennen müsste. Die Neuaufnahme weiß richtig zu gefallen, wie auch die vielen anderen Lieder, die jedoch in der deutschen Filmversion leider alle eingedeutscht wurden. Statt Quvenzhane Wallis ist die junge "The Voice Kids"-Teilnehmerin Chelsea Fontenel aus der Schweiz zu hören. Doch sogut die Lieder sind, so schwach ist teilweise die Präsentation dieser. Leider wurde viel zu wenig Mut gezeigt die Lieder im Stile der Disney-Verfilmung aus dem Jahre 1999 zu präsentieren und so etwas mehr Musical-Feeling aufkommen zu lassen, wo dann die ganze Umgebung mitzutanzen und zu mitsingen beginnt. Während in der allerersten Singsequenz noch durchaus der Anschein geweckt wird, dass man hier nicht enttäuscht wird, können die weiteren Gesangsszenen leider nicht mehr mithalten. Hier hätte durchaus die Chance genützt werden können, mit den Lieder mehr aus dem klassischen Filmkorsett auszubrechen. Die Angst vor Vergleichen mit der Disney-Version waren am Ende dann wohl doch zu groß.