Locke & Key - das Finale von Joe Hills Horror-Epos!

22.08.2014 16:43 - Andy

Das Comic-Epos Locke & Key von Autor Joe Hill und Zeichner Gabriel Rodriguez gehört zu den Meisterwerken der 9. Kunst und ganz speziell zu denen im Bereich Horror. Die Graphic Novel-Reihe erzählt über mehrere Generationen die Geschichte der Familie Locke und ihres verfluchten Stammsitzes Keyhouse, gelegen im albtraumhaften Örtchen – nomen est omen – Lovecraft. Dass man an einem Ort namens Lovecraft kaum in Frieden alt werden kann, dürfte niemanden wundern, der schon einmal vom Vater des Cthulhu-Mythos´, H.P. Lovecraft, gehört oder eine Geschichte von ihm gelesen hat. Die Macher von Locke & Key outen sich denn auch als Fans des weltberühmten „Supernatural Horror“-Schriftstellers und sie bedienen sich, wie schon andere vor ihnen, reichlich seiner Dämonenwelt, bereichern das Cthulhu-Universum aber gleichzeitig um eine weitere Facette. Mit den nun bei Panini Comics erschienenen sechsten Band kommt die viel gelobte Erzählung zu einem fulminanten Ende.

Die Familie Locke erlebt den ganz realen Wahnsinn, als ein Familienmitglied brutal ermordet wird. Doch das ist erst der Anfang des Horrors. Ihrem Stammsitz Keyhouse wohnt übernatürliches Grauen in, denn das Haus besitzt viele geheime Türen, die mit einer Dämonen-Dimension verbunden sind. Die Dämonen von dort drängen in die Menschenwelt, können sie allerdings physisch nicht erreichen – die, die es versuchten, verwandelten sich beim Übertritt in ein magisches Metall, aus dem einst magische Schlüssel geschmiedet wurden, mit denen die üblen Wesen hinter die Mauern des labyrinthartigen Anwesens, in ihr Reich verbannt wurden. Doch die Dämonen können die Körper von Menschen übernehmen, die die Türen öffnen. Dabei nutzen sie unter anderem auch die „Echos“ genannten Schlüssel, durch die sie die Menschen beeinflussen, ihnen „zuflüstern“ und sie ihrem Willen unterwerfen. Und so kommt es in Keyhouse zu vielen seltsamen, erschreckenden und höchst blutigen Ereignissen.

Die sechs bei Panini Comics erschienenen deutschen Locke & Key-Bände erzählen die Geschichte chronologisch, von der Ankunft der Familie Locke in Lovecraft in Band eins, „Willkommen in Lovecraft“ – eher ein Prolog zu den Folgebänden, in dem die Weichen für die Story gestellt und die Ereignisse und Personen eingeführt werden – bis zum Showdown im gerade erschienenen sechsten Band „Alpha & Omega“. Eigentlich war es von Autor Joe Hill – der längst nicht mehr „nur“ der Sohn von Stephen King, sondern selbst gefeierter Horrorbuch- und Bestseller-Schriftsteller ist – geplant, die Handlung in fünf Handlungsbögen zum Abschluss zu bringen. Doch die Komplexität des faszinierenden und auf mehreren Ebenen erzählten Stoffes forderte einen sechsten Band. In dem werden die losen Enden der Story brillant verknüpft und zu Ende geführt. Aber leichte Comic-Kost ist Locke & Key wahrlich nicht: Der Graphic Novel-Zyklus fordert konzentriertes Lesen, wenn man der anspruchsvollen Handlung mit ihren Sprüngen und Wendungen folgen will. Doch dieses tiefe Eintauchen in die Story befeuert auch den subtilen Horror, der den Leser unweigerlich erfasst wie bei kaum einem anderen Genre-Comic.

Joe Hill beweist hier, dass er nicht nur ein grandioser Horror-Autor ist, sondern dass er es als bekennender Comic-Fan auch bestens versteht sequenziell und in Bildern zu erzählen. Diese Wortbilder greift Gabriel Rodriguez auf und setzt sie kongenial in gezeichnete Bilder um, die die Stimmung und das Grauen nicht nur transportieren, sondern sogar potenzieren. Dabei setzt er nur punktuell auf Schock-Elemente – ruhige, plakative Bilder, die den Horror unterschwellig, dafür aber in vielen Details mit sich bringen, sind eher seine Wahl der Waffen und er weiß sagenhaft damit umzugehen. Locke & Key ist fürwahr ein Fest für Horror-Freunde in Wort und Bild, das seinesgleichen sucht – bleibt die Hoffnung, dass die seit längeren angekündigte Umsetzung als TV-Serie (eine Pilotfolge existiert bereits) und/oder der Kinofilm, sofern sie Realität werden, diese Klasse auch haben!