Titel:
Grace and Frankie

Staffeln:
1
Folgen:
13

Serienkritik: Grace and Frankie

Netflix arbeitet mit Hochdruck daran, dass alteingesessene Fernsehsender überflüssig werden und liefert seinen Kunden alle paar Wochen eine nagelneue Serie aus um die Seher an sich zu binden. Seit wenigen Tagen ist nun die erste Staffel der Scheidungscomedy Grace and Frankie online, die unter anderem von „Friends“-Co-Schöpferin Marta Kaufman mitentwickelt wurde. Wie uns die erste Staffel gefallen hat, verraten wir euch in unserem heutigen Staffelrückblick.

Der Tisch im Restaurant ist reserviert, denn die langjährigen gemeinsamen Kanzleipartner Robert und Sol wollen ihren beiden Ehefrauen eine große Neuigkeit verkünden. Obwohl die beiden Männer seit Jahren schon beste Freunde sind, haben die beiden Frauen nie eine Freundschaft zueinander entwickelt, da sie einfach zu verschieden sind. Während Grace und Frankie Aperitif schlemmend noch vermuten, dass die mittlerweile über 70-jährigen Männer endlich ihren Ruhestand verkünden werden, kommt es dann doch ganz anders. Die beiden Männer verkünden nämlich, dass sie beide ihre Ehefrauen verlassen werden, weil sie sich gegenseitig lieben und nach zwanzig Jahren geheimer Beziehung nun endlich heiraten wollen. Die Welt der beiden titelgebenden Frauen fällt aus ihren Fugen und liefert uns den Stoff für eine wunderbare Serie.

Netflix hat uns mit Grace and Frankie eine erfrischend neue Serie spendiert, die uns nicht nur die Geschichte zweier Frauen erzählt, die versuchen ihre Scheidung zu verarbeiten, sondern auch die spannenden Erlebnisse zweier alter, homosexueller Männer, die mit ihrem Coming-Out die ganze Welt um sich herum auf den Kopf stellen. Dabei geht es nicht nur um die Verteilung der gemeinsamen Güter durch die Scheidung, sondern auch darum, Familie und Freunden von den Neuigkeiten zu berichten und mit den neu entstehenden Problemen umzugehen. Der bisherige seit Jahrzehnten gepflegte Alltag ist nämlich Geschichte und viele Gewohnheiten können nicht mehr ausgelebt werden.

Die beiden titelgebenden Hauptpersonen sind zwei total gegensätzliche Persönlichkeiten. Grace, von Jane Fonda gespielt, ist eine absolut disziplinierte und auf Perfektion bedachte Erfolgsfrau. Sie wird ungewollt vom Schicksal mit ihrer alten Konkurrentin Frankie, verkörpert von Lily Tomlin, welche ein esoterisch, geerdeter Freigeist ist, verbunden. Beide landen in dem vor Jahren gemeinsam von beiden Familien erworbenen Strandhaus und lernen langsam mit der Situation und miteinander auszukommen. Die Serie lässt dabei kein aufkommendes Thema aus und so geht es um die Probleme des Alterns, des plötzlichen Single-Daseins samt neuer Liebschaften und den neuen Herausforderungen, denen sich die beiden Familien stellen müssen. Grace und Frankie sieht sich dabei nicht als klassische Trennungskomödie rund um vier Mitsiebziger, sondern auch als Komödie rund um zwei 70-jährige Männer, die nun endlich ihre homosexuelle Beziehung offen ausleben können.

Fazit:
Ich war zu Beginn ein wenig skeptisch, ob das Konzept der Serie wirklich aufgehen kann und ich bin wirklich positiv überrascht worden. Die starke Besetzung der Charaktere weiß zu überzeugen und das Drehbuch schafft den Spagat zwischen Komödie und Drama. Auf der einen Seite wird uns eine interessante Geschichte rund um die Probleme älterer Personen geliefert, auf der anderen Seite gibt es jede Menge Humor und Gags ohne dabei unter die Gürtellinie zu greifen. Grace and Frankie ist auf jeden Fall eine Serie, der man eine Chance geben sollte. Parallelen zu den beiden Serien "Girls" und "Golden Girls" werden einem immer wieder auffallen, was aber nicht unbedingt schlecht ist, denn am Ende zeigt uns die Serie zwei Dinge deutlich. Es ist nicht schlimm alt zu werden und homosexuelle Beziehungen jeglichen Alters sind endgülig serien- und gesellschaftstauglich geworden.

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